Die Klagelieder Jeremias
Einführung
Die Klagelieder des Propheten Jeremia (hebr. Titel Echa = »Ach«, ein klagender Ausruf) sind Trauergesänge auf den Fall Jerusalems (nach 587 v. Chr. entstanden), in denen das Mitgefühl des Propheten, aber auch das Herz Gottes offenbar wird, das trauert über die Verwüstung und das Elend der geliebten, heiligen Stadt. Das erste, zweite und vierte Lied bestehen aus je 22 Versen, die in alphabetischer Ordnung mit den Buchstaben des hebräischen Alphabets beginnen. Das dritte Lied, das eine Schlüsselstellung einnimmt, besteht aus 66 Versen, von denen je drei mit demselben Anfangsbuchstaben anfangen. Das fünfte Lied hat ebenfalls 22 Verse, aber keine alphabetische Ordnung der Anfangsbuchstaben. Die ersten beiden Lieder (Kap. 1-2) sind ein Rückblick auf die Zerstörung und das Leid, das durch Gottes Gericht über die abtrünnige Stadt gekommen war. Im dritten Lied (Kap. 3) spricht der Prophet über seine Leiden, in denen das Leiden Jesu Christi durchscheint (V. 1-20). Darauf folgt eine wunderbar tröstliche Erinnerung an die Gnade Gottes, die schon vielen angefochtenen Gläubigen geholfen hat (V. 21-41), und ein Gebet zu dem Herrn (V. 42-66). Im vierten Lied (Kap. 4) findet sich ein wehmütiger Rückblick auf das furchtbare Gericht über Jerusalem; das fünfte Lied (Kap. 5) besteht in einem Gebet zu Gott, daß er wieder an Jerusalem gedenken und Israel Umkehr gewähren möge. Die Klagelieder bilden in der hebräischen Bibel die dritte der fünf Megillot (Buchrollen) und werden am Fastentag zur Erinnerung an die Zerstörung Jerusalems vorgelesen. Einige Verse lassen deutlich einen Bezug zu den Leiden des Christus erkennen (z.B. 2,15-16; 3,8.14.19).